Frauen haben mehr Stress als Männer

Die unsichtbare Last der Gleichberechtigung

Frau die sich im Spielgel ansieht

In einer idealen Welt würden Geschlechterrollen keine Rolle mehr spielen. Menschen, unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung, sollten die gleichen Chancen haben und von den gleichen Ressourcen profitieren können. Doch auch wenn wir heute einen stärkeren Fokus auf Vielfalt und Inklusion legen, zeigt die Realität, dass traditionelle Geschlechterrollen weiterhin unseren Alltag prägen – und Frauen unter diesen Rollenerwartungen häufig stärker leiden. Für viele Frauen, aber auch für Menschen, die sich dem binären Geschlechtersystem entziehen, bleibt der Druck, mehreren widersprüchlichen Rollen gerecht zu werden, eine enorme Belastung. Wenn wir in den Kategorien von „Frauen“ und „Männern“ denken, sehen wir, dass Frauen mehr Stress erleben als Männer. Dieser Artikel beleuchtet die Gründe dafür und zeigt auf, wie wir das Problem angehen können – mit einem klaren Blick auf die strukturellen Ungleichheiten, die es zu überwinden gilt.

Fakten und Zahlen: mehr Stress bei Frauen im Vergleich zu Männern

1. Höhere Stresswerte bei Frauen

Eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) 2022 ergab, dass 54 % der Frauen in Deutschland häufig oder gelegentlich gestresst sind, im Vergleich zu 43 % der Männer. Diese Zahlen spiegeln sich auch international wider. Die World Health Organization (WHO) 2021 berichtet, dass Frauen weltweit ein höheres Risiko für stressbedingte Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen aufweisen2.

2. Berufliche Belastungen

Laut der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) 2021 arbeiten Frauen häufiger in emotional belastenden Berufen wie Pflege, Erziehung und soziale Dienste. Diese Berufe sind nicht nur physisch fordernd, sondern erfordern auch eine hohe emotionale Investition, oft ohne angemessene Anerkennung und Unterstützung.

3. Doppelbelastung durch Beruf und Familie

Die Hans-Böckler-Stiftung 2020 stellte fest, dass Frauen in Deutschland durchschnittlich 52 % mehr unbezahlte Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung leisten als Männer. Diese Doppelbelastung trägt erheblich zum erhöhten Stressniveau bei.

4. Perfektionismus und Selbstansprüche Eine Studie von Schmidt (2021) in der Zeitschrift für Psychologie zeigt, dass Frauen häufiger zu Perfektionismus neigen und sich selbst höhere Ansprüche setzen als Männer. Dies führt oft zu Überforderung und chronischem Stress.

5. Gesellschaftlicher Druck und Rollenbilder

Die UN Women Report 2022 betont, dass gesellschaftliche Erwartungen und traditionelle Rollenbilder Frauen zusätzlich belasten. Der Druck, sowohl beruflich erfolgreich als auch familiär fürsorglich zu sein, schafft eine unsichtbare Last, die das Stressniveau erhöht.

Ursachen für den mehr Stress bei Frauen

1. Systemische Geschlechterungleichheiten

Trotz Fortschritten bestehen in vielen Bereichen nach wie vor Ungleichheiten. Frauen verdienen oft weniger als Männer für die gleiche Arbeit und haben geringeren Zugang zu Führungspositionen. Diese strukturellen Benachteiligungen führen zu zusätzlichem Stress und verringern das Gefühl von Selbstwirksamkeit.

2. Unsichtbare Arbeit und emotionale Belastung

Frauen übernehmen häufig die „unsichtbare“ Arbeit im Haushalt und in der Pflege, was nicht nur zeitaufwendig, sondern auch emotional belastend ist. Diese Aufgaben werden oft als selbstverständlich angesehen und gehen in der Gesamtbelastung vieler Frauen unter.

3. Mangelnde Unterstützung am Arbeitsplatz

Viele Arbeitsplätze bieten keine ausreichenden Unterstützungsmechanismen für Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren müssen. Fehlende flexible Arbeitszeiten, unzureichende Kinderbetreuung und mangelnde Anerkennung der emotionalen Arbeit tragen zum erhöhten Stress bei.

4. Gesellschaftliche Erwartungen und Selbstbild

Frauen sehen sich oft mit widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert: Sie sollen stark und unabhängig sein, gleichzeitig aber auch fürsorglich und empathisch. Diese widersprüchlichen Rollenbilder können zu inneren Konflikten und erhöhtem Stress führen.

Lösungsansätze für weniger Stress

1. Bewusste Priorisierung und Selbstfürsorge

Es ist essenziell, dass Frauen lernen, Prioritäten zu setzen und sich selbst Zeit für Erholung und Selbstfürsorge zu gönnen. Techniken wie Zeitmanagement, Delegation von Aufgaben und das Setzen realistischer Ziele können helfen, den Alltag besser zu bewältigen.

2. Resilienz stärken

Als Resilienztrainerin in München biete ich gezielte Trainings an, die Frauen dabei unterstützen, ihre innere Stärke zu entdecken und stressige Situationen effektiver zu bewältigen. Resilienz ist der Schlüssel zu mehr Gelassenheit und weniger Stress.

3. Unterstützung im familiären und beruflichen Umfeld

Eine gerechte Verteilung der Aufgaben im Haushalt und eine flexible Gestaltung der Arbeitszeiten sind entscheidend, um die Doppelbelastung zu reduzieren. Arbeitgeber sollten Maßnahmen ergreifen, die eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen.

4. Achtsamkeit und mentale Gesundheit fördern

Regelmäßige Achtsamkeitsübungen, Meditation und Yoga können helfen, den Geist zu beruhigen und Stress abzubauen. Diese Praktiken fördern die mentale Gesundheit und stärken die Fähigkeit, im Alltag präsent zu sein.

5. Gesellschaftlicher Wandel und politische Maßnahmen

Langfristig muss ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden, der die strukturellen Ungleichheiten abbaut. Politische Maßnahmen wie gleiche Bezahlung, bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Anerkennung der emotionalen Arbeit sind notwendig, um Frauen nachhaltig zu entlasten.

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