
Ich habe in diesen sieben Tagen so viel geweint und gelacht wie noch nie. Ein großer Zen-Meister meinte einmal: "A Kloster have to be like a kindergarten." Und vielleicht geht es genau darum.
Kinder sind, wie sie sind. Sie leben ihre Gefühle ungefiltert, streiten, lachen, weinen – und sind vollkommen im Moment versunken. Sie hängen nicht an gestern, sorgen sich nicht um morgen. Sie sind einfach. Und genau das ist Zen.
Der Weg ins Kloster – oder die Kunst, sich selbst nicht zu entkommen
Mein Jahresstart war holprig. Ein paar Schicksalsschläge, die mich aus der Bahn geworfen haben. So ist das Leben: Es fühlt sich an, als sei alles im Fluss – und dann, plötzlich, bricht der Boden unter den Füßen weg. Die Frage ist nicht, ob das passiert, sondern wie wir damit umgehen. Und, noch entscheidender: Wie wir mit den Gefühlen umgehen, die dabei aufsteigen.
Mein erster Reflex war Arbeit. Viel Arbeit. Ablenkung ist eine verlässliche Strategie, wenn man nicht fühlen will. Und sie funktioniert – eine Weile. Doch unter der Oberfläche rumorte es weiter. Ein flirrender Unfrieden in mir, eine Unruhe, die sich nicht ignorieren ließ. Ich wusste, ich musste raus. Weg vom Lärm, weg vom Getriebensein, hinein in die Stille.
Also schrieb ich Verena aus dem Zen-Kloster Buchenberg – einem Ort, mit dem ich schon lange in Verbindung stehe. Meine Nachricht war knapp: "Kann ich kommen? Einfach ein paar Tage mit euch leben?" Ihre Antwort: "Natürlich." Also packte ich meine Sachen und machte mich auf den Weg. Sieben Tage Leben wie ein Mönch.
Der Alltag im Kloster – oder wie man beim Kartoffelschälen Erleuchtung findet
Zen ist kein esoterisches Konzept, kein Schweben über dem Boden in weißem Gewand. Es ist gelebter Minimalismus. Einfach sein. Nichts hinzufügen, nichts weglassen.
Der Tagesablauf ist streng getaktet. Aufstehen im Morgengrauen. Meditation. Arbeiten. Essen. Arbeiten. Meditation. Schlafen. Repeat. Es gibt keine Ablenkungen. Kein Handy. Keine Musik. Keine Bücher, in die man sich flüchten könnte.
Die Arbeit – "Samu" – ist schlicht und bodenständig. Kartoffeln schälen, Böden wischen, Geschirr spülen. Eine Handbewegung nach der anderen. Ohne Eile, ohne Widerstand. "Tu, was du tust, und sei nur darin", sagen die alten Zen-Meister. Klingt einfach, oder? Aber versuch mal, wirklich nur eine einzige Sache zu tun, ohne nebenbei über hundert andere nachzudenken. Willkommen in der Herausforderung des Seins.
Tag 4 – oder wenn Zen dich einfach umhaut
Die ersten Tage war ich euphorisch. Endlich Zeit für Meditation! Endlich Stille! Ich saß in der Zendo, atmete, schaute in die Natur. Alles fühlte sich friedlich an.
Bis Tag vier kam. Und mich mit voller Wucht erwischte.
Es begann in der Meditation. Plötzlich brach alles über mich herein. Gefühle, die ich wochenlang weggedrückt hatte. Trauer. Schmerz. Wut. Ein Tsunami aus Emotionen, unaufhaltsam. Ich saß auf meinem Kissen und zitterte. Dann kam das Weinen. Zwei Stunden lang. Keine leisen Tränen, sondern ein körperliches Schluchzen, das mich durchrüttelte wie ein Sturm.
Gott sei Dank waren Mönch David und Yannik da. Sie sagten nichts. Sie hielten mich einfach, wortlos, voller Präsenz. Und das war genug. Ich durfte alles fühlen. Und zum ersten Mal seit langem konnte ich es zulassen.
Zurück ins Leben – aber anders
Einen Tag vor meiner Abreise hatte ich eine Taiwa (eine 1:1-Meditation) mit Verena. Sie half mir, all das Erlebte in mir zu verankern. Und dann war es da: dieses Gefühl von tiefer Verwurzelung. Ich stand fester als zuvor. Spürte die Erde unter mir, fühlte mich offen und durchlässig für das Leben. Die Menschen um mich herum berührten mich mehr. Ich empfand eine Liebe für sie – eine, die nichts wollte, die einfach da war.
Jetzt, zurück im Alltag, spüre ich es noch immer. Nicht als großes Erleuchtungserlebnis, sondern als leises, stabiles Wissen: Ich bin hier. Ich bin verbunden. Ich bin dankbar. Und das reicht.
Vielleicht sehnst du dich auch nach einer Pause vom Alltag, nach Stille oder einfach einem Raum, in dem alles sein darf?
Dann gönn dir Momente der Ruhe – sei es in einem Kloster, in der Natur oder einfach für ein paar Minuten am Tag. Manchmal braucht es nicht viel, um wieder bei sich selbst anzukommen.
Und wenn du merkst, dass du Unterstützung brauchst, sei es, um mit herausfordernden Zeiten umzugehen oder um deine eigene Resilienz zu stärken – ich bin da. Lass uns sprechen.