Als ich früher von der Schule nach Hause kam, war oft niemand da. Ich machte mir selbst etwas zu essen, schaute Fernsehen oder traf mich mit Freunden. Meine Mutter kam meist gegen 17:00 Uhr von der Arbeit, und an meinen Vater kann ich mich in meiner Kindheit nicht viel erinnern – er arbeitete im Schichtdienst im Krankenhaus. Meine Eltern, Kinder einer Kriegsgeneration, wollten vieles anders machen als ihre eigenen Eltern. Ein schönes Haus, ein gutes Auto, ein großer Sommerurlaub – all das schien wichtig zu sein, und dafür brauchte man Geld. Doch Geld wächst nicht auf Bäumen, also musste man arbeiten, und zwar viel. Sie haben sicher nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und alles für uns Kinder gegeben. Sie wollten uns ein besseres Leben ermöglichen, uns absichern und uns Chancen bieten, die sie selbst vielleicht nicht hatten. Dafür bin ich ihnen heute sehr dankbar. Sie haben uns beigebracht, unabhängig und stark zu sein – Werte, die mir in meinem Leben immer wieder geholfen haben.
In der Leistungsgesellschaft wird Selbstständigkeit bei Kindern großgeschrieben. Wir wurden früh in Ganztagskindergärten geschickt, nach einem langen Arbeitstag fehlten den Eltern oft die Energie, sich intensiv mit uns auseinanderzusetzen. Stattdessen gab es Anerkennung, wenn man gut in der Schule war und Hobbys hatte, die einen später im Leben „weiterbringen“ sollten. Schon im Kindergarten Chinesisch lernen? Warum nicht! Ein Instrument spielen und sportlich aktiv sein? Unbedingt! Doch bei all diesen Aktivitäten stellt sich die Frage: Wann ist ein Kind eigentlich noch ein Kind? Und wann haben wir gelernt, dass unser Wert an unserer Leistung gemessen wird? Und wann haben wir gelernt, dass wir auch dann angenommen werden, wenn wir einfach nur im Gras sitzen und den Schmetterlingen beim Fliegen zuschauen? Kein Wunder, dass so viele Menschen an Burnout leiden. Wir haben gelernt, dass unser Wert an unserer Leistung gemessen wird. Doch das ist ein Trugschluss. Am Ende sind wir erwachsen und fragen uns immer noch, wie wir dieses Loch in uns füllen können, das die physische und psychische Abwesenheit unserer Eltern hinterlassen hat. Der erste Schritt wäre, mal vom Gas zu gehen. Einfach alles stehen und liegen zu lassen. Warum nicht einfach den Job hinwerfen, Reisen und den Schmetterlingen beim Fliegen zusehen? Ach ja, da war ja etwas: Wir müssen Geld verdienen, um in dieser Gesellschaft etwas wert zu sein. Ein schönes Auto fahren, Aktien besitzen, um im Alter abgesichert zu sein und überhaupt wird uns tierisch langweilig, wenn wir nur im Gras rumsitzen. Also kann das schon mal nicht der Weg sein, aber welcher dann? Es gibt einen Weg den man Lernen kann. Wir können frei über unser Leben entscheiden und unsere Prioritäten neu setzen. Die Schmetterlinge können wertvoller sein als die nächste Präsentation. Wir können lernen, den Kontakt zu unserem inneren Kind wiederherzustellen. Dieses innere Kind braucht keine Bestätigung von außen, sondern Liebe – Liebe, die wir uns selbst geben können. Studien belegen, dass Resilienz eine erlernbare Fähigkeit ist. Resilienz beschreibt die psychische Widerstandskraft, mit der Menschen in der Lage sind, trotz widriger Umstände ein erfülltes Leben zu führen. Diese Fähigkeit hilft uns, den Druck der Leistungsgesellschaft zu widerstehen und innere Ruhe zu finden. Selbstfürsorge spielt dabei eine zentrale Rolle – sei es durch Sport, Musik, Zeit in der Natur oder andere Aktivitäten, die uns erfüllen.
Eine Studie von Smith et al. (2010) zeigt, dass Menschen, die regelmäßig Selbstfürsorge praktizieren, weniger anfällig für Burnout sind und insgesamt eine höhere Lebenszufriedenheit aufweisen. Eine weitere Untersuchung von Masten (2014) belegt, dass Resilienz eng mit dem Gefühl der Selbstwirksamkeit verbunden ist – dem Glauben, dass man selbst in der Lage ist, sein Leben positiv zu beeinflussen.
Als Resilienztrainerin und Coach in München begleite ich Menschen auf ihrem Weg, ein Leben in Balance zu finden. Gemeinsam können wir herausfinden, welche Fähigkeiten und Leidenschaften in Ihnen stecken und wie Sie diese in ein erfülltes, ruhiges Leben umwandeln können. Es ist an der Zeit, den Fokus von äußerer Leistung auf inneres Wohlbefinden zu lenken. Denn am Ende des Tages sind es nicht die erreichten Ziele oder das verdiente Geld, die uns wirklich glücklich machen – sondern das Gefühl, geliebt zu werden und uns selbst diese Liebe geben zu können.
Literaturverzeichnis:
Masten, A. S. (2014). Global perspectives on resilience in children and youth. Child Development, 85(1), 6-20.
Smith, B. W., et al. (2010). The Role of Resilience and Purpose in Life in Habituation to Heat and Cold Pain. The Journal of Pain, 11(11), 1098-1108.
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